GESTANDENES HANDWERK IN EINHEIT VON MODE UND KUNST
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Schokoladenseiten (2017)

Ausstellung - Turmgalerie Augustusburg

Schokoladenseiten - "meine“
Menschenbilder in Kunst und Mode
Malerei, Objekte, Design

Christine Werzner
vom 06.05.2017 bis 10.06.2017 - 10.00-17.00 Uhr


  

Laudatio zur Eröffnung

von Rico Hartenberger (Referent im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr)

Sehr geehrte Gäste

ein persisches Sprichwort sagt „Die Außenseite eines Menschen ist das Titelblatt des Innern.“ Ich würde ein Stück weiter gehen, wenn ich behaupte:„Kunst ist ein Handwerk, von der Seele des Menschen bewegt “. Die Vernissage, zu der ich Sie stellvertretend herzlich begrüßen darf – vermittelt vielleicht nur einen kleinen Eindruck – über den immensen Schaffensdrang, die vielfältigen Ideen – und das Wirken einer Künstlerin.

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Entscheidend ist letztlich aber auch nicht die Größe der Ausstellung. Gehaltvoller für mich ist vielmehr – allein die ausgestellte Bandbreite, in der sich Kunst – Mode – Kultur und Handwerk als Genre fließend in den Händen einer Künstlerin miteinander verbinden. Christine Werzner ist Diplom-Modedesignerin, Grafikern, Performancekünstlerin und Kreativpädagogin und so vieles zugleich mehr, so dass man ebenso gut eine Ausstellung über sie selbst organisieren könnte, wie über ihre Kunstwerke. Die aktuelle Ausstellung von Christine Werzner zeigt unter anderem einige ihrer Skulpturen und grafischen Experimente, die sie teilweise für Wettbewerbe oder Ausschreibungen entworfen hatte, Masken und Theaterkostüme, Aktzeichnungen, Bilder, Fotographien, wir sehen Kleidung, die vielleicht nicht alltagstauglich ist, sondern selbst zur Skulptur wird und vieles andere.

Wie mag das zusammenhängen?

Nun… Wenn ich von bewegender Seele und Verbindungen zwischen Genre spreche, dann sind das im Wesentlichen auch Lebenswege eines Menschen, die uns zu einem besseren Verständnis der Künstlerin führen können. Geboren und aufgewachsen in einem musischen Elternhaus im erzgebirgischen Rauenstein muss Christine Werzner in jungen Jahren durch Kunst und Mode derart überwältigt worden sein, dass sie es zeitlebens nicht mehr loslassen konnte und wollte. Mit Unterstützung vor allem ihrer Mutter begann sie eine Ausbildung zur Herren-Maßschneiderin – und erkannte zugleich: „Da geht doch noch mehr… - da muss mehr drin sein“.

Und es ward mehr und mehr. Sie absolvierte ein Studium für Modedesign an der Hochschule Berlin und bekam als Diplom-Modedesignern sofort eine leitende Funktion in der Kleidungsindustrie übertragen. Ihr Auftrag: nicht weniger, als die Jeans der DDR einzuführen – damals wohl ein Politikum für die gesamte Jugendmode. Es folgte die Wiedervereinigung und… Christine Werzner wäre nicht sie selbst – neugierig, wissbegierig, stets über den Tellerrand schauend – wenn Sie im Zuge dessen nicht auch selbst einen Neuanfang gewagt hätte.

„Lernen ist Erfahrung. Alles andere ist einfach nur Information.“ sagte einmal Albert Einstein

Vielleicht war ihr die Mode zu dieser Zeit zu kommerziell geworden, vielleicht hatte sie damals – aber schon weitaus klarere Ziele vor Augen – als sie 1994 an die Universität Wuppertal ging, um „Marketing und Management“ zu studieren. Sie legte jedenfalls in diesen Jahren den Grundstein, um – durch individuelle Bildung und permanente Weiterbildung – ihr volles Potential entfalten zu können und – um einen Unterschied zu machen – zu anderen. Nach ihrem zweiten Studium nahm Christine Werzner den Faden im wortwörtlichen Sinne dann auch wieder auf und entwarf für ein Plauener Unternehmen eine Designerkollektion “Festkleider aus Spitze“, für die sie 1998 prompt den Designerpreis zur Modemesse Leipzig erhielt. Es mag nicht verwundern, wenn dies der notwendige Rest an Bestätigung gewesen sein sollte, sich als Modedesignerin nunmehr selbstständig zu machen. Anerkennung gilt ihr in diesem Sinne nicht nur als begabte Designerin, Schöpferin, Künstlerin – sondern auch – als eine seit fast 20 Jahren sehr erfolgreiche Unternehmerin. Unter ihrem eigenen Label bringt sie permanent neue Kollektionen heraus – sie konzipiert, gestaltet, vertreibt und vermarktet alles selbst. Ich glaube kaum, dass es auch nur einen einzigen Tag in ihrem bisherigen Leben gab, der dem vorherigen Tage glich. Diese Frau ist in Bewegung – und sie bewegt. Dabei geht es ihr nicht nur ums Handwerk. Sicher – auch das muss man erlernt haben, um von der trivialen zur professionellen, anspruchsvollen Formgebung zu kommen.

Ihr geht es aber sicher mehr noch um Poesie und Gestaltung. Und Mode ist IHR Metier.

„Gestandenes Handwerk mit Mode und Kunst“ das ist ihr Motto und dafür steht und lebt sie – in ganzen Zügen. Was für Sie zählt, sind keine bestimmten Stilrichtungen oder „Moden“. Was für sie wichtig ist, sind ihre individuelle Handschrift, Originalität und das künstlerisch-freischaffende Denken, das sie antreibt und zu stets neuen Ufern – nein, wohl besser zu neuen Brücken – führt. Es gibt kein Schwarz-Weiß, keinen Anfang und Ende. Mode ist mehr als nur Kleidung, sie wird bei Christine Teil eines Gesamtkunstwerks. Sie verbindet. Ein Gesamtkunstwerk, das sich von Modegrafiken, über die gegenständliche Auseinandersetzung mit Figürlichem bis hin zu darstellenden Kunstformen zieht und alle ihr gegebenen Materialien einbeziehen lässt. Ob mit Buntstiften oder Aquarellfarbe, mit Papier, Ton, Metall – verbunden mit Stoffen wie Organza oder ganz anders: Glasfaser – es gibt keine Grenzen, keine Beschränkungen – sehr wohl gibt es aber ihre bewusste sinnliche Wahrnehmung der Welt und ihre Phantasie. Christine Werzner verbindet, sie experimentiert und sie begeistert damit. 2001 studiert sie Kreativpädagogik und Kunsttherapie bei Prof. Hans-Georg Mehlhorn in Leipzig – und genießt zugleich eine fundierte Ausbildung in Tanz, Theater und Schauspiel. 2008 legt sie nochmals eine Schippe oben drauf und beendet den dreijährigen Lehrgang zum Gestalter im Handwerk an der IHK Chemnitz.

Sehr verehrte Gäste,

in diesen Jahren von Christine Werzner scheint es kein Halten mehr zu geben. Eine Ausstellung, Modeperformance, Designershow und Kunstprojekt jagt das nächste. Sie gestaltet Kinderbücher, inszeniert und choreographiert tänzerische Darstellungen, zeigt ihre Schöpfungen auf internationaler Bühne, sie erhält den Modepreis des Bundeswirtschaftsministeriums, den Baltic-Fashion Award, den Designerpreis für „Mode als Kunstwerk“ und vieles mehr. Sie verleiht ihrer Mode Flügel. ABER… Unsere Künstlerin bleibt bodenständig. Bis heute arbeitet sie mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Sie gibt ihr Wissen und Ihre Erfahrungen weiter. Sie fiebert nicht den Catwalks hinterher, Sie interessiert die Kunst. Und diese teilt sie mit anderen Menschen, indem Sie als Dozentin an Kunst- und Modeschulen lehrt, sich in der Volkshochschulbildung engagiert, mit internationalen Künstlern Theaterstücke von A bis Z gestaltet und choreographiert, indem sie mit Schülern und Jugendlichen Theaterprojekte und Modeperformances durchführt, …und sich dabei auch Themen annimmt, die ebenso integrativ sind, wie ihr künstlerisches Verständnis. 2012/2013 erarbeite sie beispielsweise in einem Projekt mit behinderten Menschen ein Theaterstück mit Kostümen und Masken aus Papier. Titel des Projekts: „Kunst und Behinderung, geht das?“ Mit Christine Werzner ging das selbstverständlich gut; es war aber in gleicher Weise auch eine neue Erfahrung für alle Beteiligten.

Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Gäste,

Christine Werzner hat mit Gewissheit immens viele Erfahrungen zeitlebens sammeln können, sie hat sie gesucht, provoziert und sich mit Ihnen auseinandergesetzt. Der polnische Kunsthistoriker Wladyslaw Tatarkiewicz hat einmal gesagt: „Die Kunst ist ein Ausdruck, d. h. Sie verdankt ihre Existenz dem Bedürfnis des Menschen, seine Gedanken und Gefühle auszudrücken.“

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ein buntes Bild von Leben breitet sich vor unseren Augen aus, eine facettenreiche Dokumentation dessen, was uns im Miteinander begegnet und wie Mode in künstlerischer Abstraktion vermag - „Menschenbilder in Kunst und Kultur“ zu zeichnen.

Ich wünsche ich Ihnen – uns allen eine anregende Vernissage, gute Gespräche und einen schönen Nachmittag.

Vielen Dank

Weniger…

Ausgabe Mittelsachsen, Lokalseite  Flöha,          08.05.2017

Foto: Dietmar Hösel

Junge Künstler in kleidsamen Kunststücken

erschienen am 08.05.2017

Eine Ausstellungseröffnung ist für Christine Werzner immer auch ein künstlerischer Akt. "Für mich gehört eine Performance einfach dazu. Kleider müssen präsentiert werden", sagt die Künstlerin, die seit dem Wochenende in der Turmgalerie in Augustusburg ausstellt. "Schokoladenseiten - Menschen, Bilder in Kunst und Mode" heißt die Ausstellung, in der Werzner neben ihren teils preisgekrönten Kleidern auch Bilder, darunter zahlreiche Aquarelle, und Plastiken ausstellt. Zur Ausstellungseröffnung am Samstag gab es vor etwa 70 Zuschauern eine besondere Modenschau. So präsentierten unter anderem Josi Arnold und Björn Einert (im Bild) die ausgefallenen Kleider der Künstlerin. Die zwei jungen Leute - er ist Student in Dresden, sie Schülerin in Zschopau - erzählten in den dazu passenden Kleidungsstücken die Geschichte einer schwebenden Blume, die auf einer Wiese von einer mystischen Figur verfolgt wird. Die Ausstellung in der Turmgalerie ist noch bis zum 4.Juni zu sehen.

Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG

Impressionen von der Vernissage am 06.05.2017

Modemädchen besuchen die Ausstellung

Am Donnerstag, den 18. Mai,  eroberten die Mädchen der GTA Mode den Turm auf Schloss Augustusburg, immerhin 130 Stufen aufwärts. Was Sie dort vorfanden, war eine gelungene Überraschung. Christine Werzner stellt seit dem 6. Mai 2017 ihre „SchokoladenSeiten“ aus. Es ist ein Querschnitt Ihres Schaffens. Skulpturen aus Bronze, 70 cm groß, „Die Tänzerin“, entstanden nach Studien im Ballettsaal des Opernhauses Chemnitz. Übergroße farbige Masken aus Ton, Papier und Gips, für das Theaterstück „Der Gin aus der Flasche“ in Zusammenarbeit mit dem Italiener, Georgio Furlan vom Rittergut Ehrenberg. Aktzeichnungen, entstanden im Zeichensaal der Hochschule Zwickau, Fachbereich Angewandte Kunst, hingen als großes Vlies von der Decke herab.
Modegrafiken schmückten die Wände und dazu die Modepuppen mit den dazu angefertigten Kleidern, mit denen Sie Preise international, den „Baltic fashion award“ erhalten hat. Darunter sogar ein Kleid aus Glas. Daneben in Vitrinen gut verstaut, eine edle Schmuckkollektion, entstanden im „Studium Designer im Handwerk“, sowie ein raffiniert gestaltetes Regal mit Leuchtpunkten.
Große Beachtung unter den Kindern fand natürlich, das gestaltete Kinderbuch, „Der unaufhaltsame Aufstieg der Kätzin Sputnik“, nach einer wahren Begebenheit, gestaltet zum Sommersymposium der bildenden Künste in Dresden, sowie die Puppenspielerpuppe, mit der Königin, „Spieglein, Spieglein an der Wand……“, aus dem Märchen Schneewittchen, entstanden im Studium zum Kreativitätspädagogen in Meißen.
Das Urteil der Kinder war einheitlich, „einfach nur krass“. So haben Sie Ihre Dozentin und Leiterin der MODE AG noch nicht erlebt. Ein gemütliches Eis essen im Schlossgarten beendete den schönen Tag.
Das Ereignis wird bei den Kindern noch lange nachklingen.
Text: Christine Werzner - Bild:  Stefan Werzner